Manchmal verbauen wir uns den Weg zu einer glücklichen Beziehung selbst. Fakt ist, selbstsabotierendes Verhalten in Beziehungen ist weit verbreitet, und häufig realisieren wir gar nicht, dass wir es sind, die unserem eigenen Glück im Wege stehen. Wenn auch du jemand bist, der immer wieder Gründe sucht und findet, die gegen (d)eine Beziehung sprechen, oder der*die bereits nach dem ersten „Problem“ direkt wieder Reißaus nehmen möchte, sabotierst du vielleicht dein eigenes Glück. Gründe für derartiges Verhalten gibt es viele. Wichtig aber ist, dass wir uns dieses Verhalten auch wieder abgewöhnen können. Dafür müssen wir jedoch zunächst einmal in uns gehen und uns dem eigentlichen Problem stellen. Wir haben mit Psychotherapeutin Talitha Fosh gesprochen, die Mitglied der British Association for Counselling and Psychotherapy (BACP) ist, um mehr über die Gründe für Selbstsabotage in Beziehungen zu erfahren. Vor allem aber wollten wir wissen, wie wir dieses Verhalten auch wieder stoppen können.
Wie sieht Selbstsabotage in Beziehungen aus?
Selbstsabotage in Beziehungen kennt viele Formen. Wenn wir der Meinung sind, dass wir von unserem*r Partner*in nicht genug geliebt werden oder wir dessen*deren Aufmerksamkeit nicht wert sind, kann es passieren, dass wir Konflikte provozieren oder die andere Person von uns weisen, damit wir nicht die schmerzhafte Zurückweisung spüren müssen, die wie wir denken unausweichlich ist. Wir provozieren Drama, das unsere*n Partner*in am Ende wirklich wegstößt, nur um zu sagen: ,Habe ich es doch gewusst'. Und so bestätigen wir unser negatives Selbstbild“, erklärt Fosh.
Andere wiederum sabotieren ihre Beziehung, weil sie Angst vor Bindung haben. Wenn wir einen unabhängigen Lebensstil gewohnt sind, wollen wir uns vielleicht nicht auf eine Beziehung einlassen, weil wir der Meinung sind, sie würde weniger Freiheit bedeutet. Dabei können und sollten wir mit unserem*r Partner*in über diese Bedürfnisse sprechen.
„Auch impulsives Verhalten kann ein Hinweis darauf sein, dass wir unsere Beziehung sabotieren“, weiß Fosh. „Wenn wir feststellen, dass wir auf etwas heftig reagieren, sollten wir innehalten und uns fragen, ob uns diese Reaktion bekannt vorkommt, denn meistens lässt sich in diesen Situationen ein Muster erkennen. Wenn dein*e Partner*in also das nächste Mal etwas tut, das dich sofort auf die Palme bringt, wäre mein Rat, erst einen Moment abzuwarten, bevor du reagierst.“
Warum sabotieren wir Beziehungen?
„Selbstsabotage in Beziehungen hängt hauptsächlich mit unserem Selbstwertgefühl zusammen und damit, welche Meinung wir von uns selbst haben“, so Fosh. „Wenn wir tief in unserem Inneren nicht glauben, dass wir es verdient haben, glücklich zu sein oder geliebt zu werden, können wir eine eigentlich gut funktionierende Beziehung sabotieren, weil wir nicht glauben, dass wir sie verdient haben. Wir möchten lieber recht haben als glücklich sein. Selbst in einer eigentlich gesunden Beziehung können lang gehegte Überzeugungen so die Oberhand gewinnen.“
Manche Expert*innen sind der Ansicht, dass auch unser Bindungsstil bei selbstsabotierenden Beziehungen eine Rolle spielt. „Wer zu einem ängstlichen oder vermeidenden Bindungsstil tendiert, kann eine gesunde Beziehung sabotieren“, erklärt Rachel Eva Dew. Menschen mit einem ängstlichen Bindungsstil haben Angst vor Ablehnung und Zurückweisung, was dazu führen kann, dass sie auf Distanz gehen, bevor es der*die Partner*in tun kann. Bei einem vermeidenden Bindungsstil tendieren wir dazu, Intimitäten aus dem Weg zu gehen, weil wir es gewohnt sind, alleine zurecht zu kommen.
„Unser Verhalten selbst mag variieren, am Ende bedeuten ein niedriges Selbstwertgefühl und selbstverachtendes Verhalten aber, dass wir mit größerer Wahrscheinlichkeit die Dinge sabotieren, die uns guttun oder die uns glücklich machen“, so Fosh.
Wie können wir Selbstsabotage in Beziehungen stoppen?
Als erste Maßnahme gegen selbstsabotierendes Verhalten sollten wir unsere Meinung von uns selbst genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht denken wir, dass wir es nicht wert sind, geliebt zu werden, dass wir für unsere*n Partner*in nicht genug sind oder dass wir nicht genügend Kapazitäten haben, um eine andere Person zu lieben. „Aber was wäre, wenn diese Annahmen über uns selbst gar nicht wahr wären?", fragt Fosh.
Sie empfiehlt, beim nächsten Mal, wenn wir beginnen, Distanz zu unserem*r Partner*in aufzubauen, darüber nachzudenken, wie wir unsere Gefühle kommunizieren können, ohne passiv-aggressiv zu klingen oder von unserem*r Partner*in zu erwarten, dass er*sie unsere Gedanken liest. Kommunikation ist eine Fähigkeit und es kann eine Weile dauern, bis wir uns wohl dabei fühlen, offen und ehrlich zu sein, statt nur davonzurennen.
„Selbstsabotage in Beziehungen lässt sich am ehesten stoppen, wenn wir zu unserer Selbstachtung zurückfinden, auch wenn dies einige Zeit dauern kann, vor allem, wenn es für uns ungewohnt ist.“
Dabei ist es durchaus möglich, eine Beziehung zu führen und gleichzeitig an der eigenen Wertschätzung zu arbeiten, „solange wir nicht unsere*n Partner*in über unser Selbstwertgefühl bestimmen lassen, sondern uns dafür Hilfe und Ressourcen von außen suchen.“
Denn letzten Endes, so Fosh, „haben wir alles es verdient, glücklich zu sein, geliebt und wertgeschätzt zu werden.“ Haben wir das einmal verinnerlicht und glauben wir auch daran, können wir unser selbstsabotierendes Verhalten hinter uns lassen.