Suche
Themen
Intime Bilder vor dem ersten Date senden: OK oder nicht?

Von Nick Levine

Wenn du aktiv in Dating-Apps unterwegs bist, wurdest du bestimmt auch schon einmal um intime Bilder gebeten. Und du hast wahrscheinlich auch schon einmal welche erhalten. Tatsächlich hat man herausgefunden, dass in der Zeit, die man braucht, um einen kurzen Artikel wie diesen zu lesen, mindestens 1.000 Nacktfotos gemacht und geteilt werden.* Und die meisten Leute, die einander Bilder schicken, sind einander noch nie IRL begegnet.

Na klar, manche intimen Fotos sind intimer als andere. Wir können allerdings mit großer Sicherheit behaupten, dass wir es mit einem intimen Bild zu tun haben, wenn du nicht willst, dass deine Mutter oder dein Chef es sieht. „Wenn zwei potenzielle Partner sich darauf einigen, einander intime Bilder zu senden, können sie so auf angenehme Weise und mit Zustimmung ihre Beziehung anheizen”, so Rhian Kivits, Experte für Sex und Beziehungen. „Manche Leute tauschen auch gern intime Bilder aus, um zu beurteilen, ob sie zueinander passen, denn Geschmäcker und Vorlieben sind im Hinblick auf den Körper eines potenziellen Partners oder einer potenziellen Partnerin verschieden, und das gilt auch für die intimeren Körperteile.”

Man sollte niemanden dafür verurteilen, wenn er oder sie sich dazu entscheidet, ein intimes Foto anzunehmen oder zu versenden. Bevor man allerdings solche Bilder mit jemandem austauscht, dem man noch nie begegnet ist, sollte man sich über alle möglichen Folgen bewusst sein. „Zum Austausch intimer Bilder gehört immer ein gewisses Vertrauen”, merkt Kivits an, „und da die Beteiligten einander oftmals nicht allzu gut kennen, besteht immer ein Risiko, dass dieses Vertrauen missbraucht werden kann.”

So ein Vertrauensbruch kann extrem sein und schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben. „Es kann Teil eines harmlosen Flirts sein, deinem Match Bilder von dir zu senden, aber wenn [diese Bilder] missbraucht werden oder in die falschen Hände geraten, kann das sehr unangenehm werden”, so Serena Novelli, Coach für Sex, Liebe und Beziehungen. Tatsächlich wird sogenannte „Sextortion” von der Londoner Metropolitan Police als eine Form der Erpressung anerkannt, „bei der mit der Verbreitung sexueller Details, Fotos oder Videos einer Person gedroht wird”, um „Geld zu erpressen oder das Opfer dazu zu zwingen, etwas gegen seinen Willen zu tun.”

Kivits merkt an, dass auch ein Risiko bestehen kann, „Opfer von Revenge Porn zu werden”, wenn es mit dir und deinem Match „nicht klappt”. Wenn du zugestimmt hast, ein intimes Bild von dir übers Internet zu teilen und du den Verdacht hast, dass die Person, mit der du chattest, dein Bild im Internet hochgeladen hat, gibt es einige Dinge, die du unternehmen kannst. Badoo hat sich mit StopNCII.org zusammengetan. Hierbei handelt es sich um eine wohltätige Organisation in Großbritannien, die mit der Hilfe von Technologie verhindert, dass intime Bilder ohne Zustimmung veröffentlicht werden. Wenn du dir Sorgen machst, dass ein intimes Bild von dir auf Online-Plattformen wie Badoo gepostet wurde, kannst du über StopNCII.org einen Antrag darauf stellen, diese Fotos proaktiv zu identifizieren.

Und selbst wenn die Person, der du deine intimen Bilder sendest, sie nie jemand anderem zeigt, gibt es keine Garantie dafür, dass es eure Beziehung wirklich anheizen, oder zu einer tieferen Verbindung führen wird. Es besteht die Gefahr, dass der unmittelbare Nervenkitzel, den das Versenden eines solchen Bildes auslösen kann, sehr schnell wieder abklingt. „Es kann sein, dass du später bereust, diese Bilder in der Hitze des Moments versendet zu haben – und natürlich haben wir das Problem, dass man die Uhr nicht zurückdrehen kann”, sagt Kivits.

Der Austausch intimer Bilder ist ganz klar deine eigene Entscheidung – your body, your choice. Alex Douglas, Dating-Coach und Experte für Sprachnachrichten ist der Auffassung, dass es generell in Ordnung ist, „wenn das Gespräch in eine sexuellere Richtung geht und dein Gesprächspartner respektvoll mit deinen Grenzen umgeht.” Douglas weist allerdings auch darauf hin, dass „es besser ist, das Gespräch abzubrechen”, wenn du dich „unter Druck gesetzt fühlst”, gegen deinen Willen intime Bilder zu versenden. Er rät dazu, eine höfliche, aber bestimmte Nachricht zu versenden, mit der du klar Grenzen setzt: „Ich fühle mich gerade nicht wohl damit, intime Bilder von mir zu versenden. Vielleicht ändert sich das, nachdem wir uns getroffen haben und die Chemie stimmt?”

Dem stimmt auch Kivits zu, die davor warnt, dass manche User in Dating-Apps ziemlich hartnäckig sein können und ein Nein nicht sofort akzeptieren. „Höre immer auf dein Bauchgefühl und bleib deinem Nein treu”, sagt sie. Man sollte auch trotz der Hitze des Moments nicht das große Ganze aus den Augen verlieren. „Wenn die Person dir zu verstehen gibt, dass sie das Interesse an dir verlieren wird, wenn du ihr kein intimes Foto schickst, ist das ein recht deutliches Zeichen dafür, dass du es mit einer Person zu tun hast, die Grenzen missachtet”, fügt Kivits hinzu. „Und wenn das der Fall ist, ist es wahrlich kein Verlust, diese Person nicht in deinem Leben zu haben.”

Wenn es um das Versenden deiner eigenen intimen Bilder geht, gibt es eine wichtige Regel: hol dir zuerst das Einverständnis der Person, mit der du chattest. „Es ist niemals eine gute Idee, einfach so intime Bilder an jemanden zu versenden, denn du weißt nie, wie die Person reagieren wird und ob sie es überhaupt möchte”, so Kivits. Leider gibt es eine hartnäckige Minderheit von Usern in Dating-Apps, die sich nicht an diese Regel halten. Aus diesem Grund nutzt Badoo als Sicherheitsvorkehrung ein Warnsystem. Dieses Tool steht allen Usern zur Verfügung und erkennt mit Hilfe von KI unerwünschte intime Fotos in Echtzeit. Wird so ein Foto erkannt, wird es automatisch unscharf gemacht und du kannst selbst entscheiden, ob du es öffnen möchtest. Wenn du das nicht möchtest, kannst du das Bild löschen oder es Badoo melden.

Das wichtigste hier ist die Zustimmung. Versende nur intime Bilder, wenn dir die andere Person ganz klar ihre Zustimmung dazu gegeben hat. In dieser Situation sind Überraschungen inakzeptabel. Und wenn du nicht willst, dass dir dein Match so ein Foto sendet, scheu dich nicht davor zurück, das auch ganz deutlich zu sagen. „Wenn ihr in einer Dating-App ein heißes Gespräch führt, denke immer daran, einen Schritt nach dem anderen zu gehen”, rät Douglas. Intime Bilder können im Jahr 2023 zum Alltag dazu gehören, aber deshalb ist es umso wichtiger, bewusst damit umzugehen und nichts ohne Zustimmung zu tun.

*Bad Girls Bible Studie basierend auf 1.058 im Mai 2019 befragter US-Amerikaner*innen zwischen 18 und 73 Send Nudes: 1,058 People on How Often They Send & Receive Nudes” Girls Bible. 26. Oktober 2020. https://badgirlsbible.com/naked-ethics

**Metropolitan Police. "Sextortion". Zugriff am 04.04.2023. www.met.police.uk/advice/advice-and-information/sexual-offences/sextortion/

Zu Badoo
Mehr zu Badoo
Date Honestly