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Wer ist eigentlich „gutes“ Beziehungsmaterial?

Geschrieben von Henriette Hell

Warum rutschen manche Leute, vor allem Promis, ständig von einer topseriösen Beziehung in die nächste? Können sie nicht allein sein, sind sie anspruchsloser, offener oder einfach „besseres“ Beziehungsmaterial?!

Blitzhochzeiten- und Trennungen 

Dienstag, 21:14 Uhr. Ich treffe meine Freundin Lara in einem peruanischen Szeneschuppen. Der Pisco Sour fließt in Strömen. Eine Wohltat für unsere Nerven. »Ich finde das so unfair«, stöhnt meine Freundin und schiebt sich einen Bissen Ceviche in den Mund. »Wie macht J.Lo das bloß? Gerade erst hat sie sich von diesem heißen Baseballspieler getrennt und – schwups! – ist sie schon wieder total in Love mit Ben Affleck! Ich hingegen krebse seit Jahren, ach, was rede ich, seit JAHRZEHNTEN als Dauersingle durchs Leben, treffe einen Trottel nach dem anderen und wäre ehrlich gesagt schon froh, wenn mal einer bloß ein zweites Date mit mir wollen würde.« Lara hebt ganz nebenbei die Hand und bedeutet dem Kellner, noch mal zwei Pisco nachzuliefern. »Und J.Lo?«, fährt Lara fort. »Rutscht von einer topseriösen Traumbeziehung in die nächste.«

Ich lege beruhigend eine Hand auf Laras Unterarm. »Du weißt doch gar nicht, was bei denen hinter verschlossenen Türen abgeht. Denk dran: Liebe vor Leuten hat nichts zu bedeuten. Vielleicht hat sie Ben auch einfach eingekauft, um A-Rod eins auszuwischen, immerhin hat er sie mies betrogen…“

Liebenswerter – oder bloß anspruchsloser?

Ein schiefes Grinsen huscht über Laras Gesicht. »Auch wieder wahr.« Allerdings habe auch ich mich schon oft über dieses Phänomen gewundert, dass manche Leute zuerst jahrelang in einer glücklichen Beziehung stecken, sich sogar verloben, dann irgendwann überraschend trennen und einem gefühlte drei Tage später schon ihre nächste »große Liebe« präsentieren. WTF?! Da fragt man sich doch zwangsläufig: Mache ich etwas Grundlegendes falsch? Sind diese dauervergebenen Menschen schlichtweg besseres Beziehungsmaterial oder bloß anspruchsloser als ich? Lara und ich diskutieren drei Mezcal-Schnäpse und zwei weitere Piscos lang über diese Frage und kommen schließlich übereinstimmend zu mehreren Ergebnissen (und einem furchtbaren Kater am Morgen danach):

Möglichkeit eins: Diese vermeintlich dauerglücklichen Lovebirds sind in Wahrheit gar nicht so glücklich, wie sie (in den sozialen Medien) vorgeben, sondern bloß froh, eine*n vorzeigbare*n Partner*in an ihrer Seite zu haben. Denn das macht sie aus ihrer Sicht attraktiver.

Möglichkeit zwei: Sie strahlen irgendetwas aus, das sie rein biologisch zu guten Partner*innen macht. Aber was könnte das bloß sein? Vielleicht ein besonders gebärfreudiges, ähm, Becken? Breite Schultern? Ach, so ein Quatsch …

Möglichkeit drei: Wir sind einfach blöd und keiner hat uns lieb.

Möglichkeit vier: Sie sind mutiger, offener und riskieren häufiger etwas für die Liebe, die sich ja theoretisch zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten hinter jeder Ecke verbergen kann.

Der Rausch des Verliebtseins

Dieser erste Rausch, diese Euphorie, in die einen eine neue Liebe oder auch bloß ein kleiner Flirt versetzt, macht süchtig und das Leben schön. Deshalb sind wir bereit, uns immer wieder kopfüber hineinzustürzen und unser Leben vom einen Tag auf den anderen komplett für einen anderen Menschen umzukrempeln, unsere Herzen zu öffnen. Für seine Familie, seine Bedürfnisse, seine Wünsche und Ziele. Und darauf können wir stolz sein. »Übrigens«, lallt Lara, nachdem wir bereits die Rechnung angefordert haben. »Kaley Cuoco hat auch gerade die Scheidung eingereicht...«Ich zucke gelangweilt mit den Schultern. »Das macht die doch gefühlt jedes Jahr, oder?“« Lara nickt und reißt ihre blauen Kulleraugen auf. »Diese blöden Promis setzen einen mit ihren ständigen Verlobungen und Blitzhochzeiten dermaßen unter Druck! Zuerst beneiden wir sie, halten uns selbst für komplette Beziehungsloser*innen und dann stellt sich raus: War wohl doch mehr Show als wahre Liebe"

Die Hauruckverlobung von Harry & Meghan

Ich nicke zustimmend, während ich Lara in Richtung Ausgang bugsiere. »Ich kenne Frauen, die wegen Meghan Markles Hauruckverlobung mit Prinz Harry ihre gesamte Beziehung infrage gestellt haben«, bemerke ich sarkastisch. »Für ihr drittes Date soll Prinz Harry sie extra nach Botswana eingeflogen haben. AF-RI-KA. Mal ehrlich: Wer würde sich nicht beim Anblick kopulierender Nashörner in der Savanne sofort verlieben?«

»Mein letztes Date konnte nicht mal sein eigenes Bier zahlen«, grummelt Lara. Wir brechen in Lachen aus. »Lass Meghan und Harry erst mal acht Jahre zusammen sein«, mutmaßt Lara weiter. »Dann hauen die sich in ihrem kalifornischen Exil auch gegenseitig die Kronjuwelen um die Ohren.« Dabei ist genau das im Grunde der Schlüssel zu einer guten, gesunden Beziehung: die harte, dröge Normalität akzeptieren und zusammen meistern.

Nur wer etwas riskiert, hat auch eine Chance auf den Hauptgewinn

Ist doch eigentlich logisch: Nur wer etwas für die Liebe riskiert und es schafft, sich WIRKLICH auf jemanden einzulassen, kann auch etwas gewinnen. Ganz egal, ob es irgendwo auf der Welt jemanden gibt, der vielleicht noch besser zu einem passen würde. Gute Beziehungen sind immer harte Arbeit. Ohne Kompromisse funktioniert es nicht. Eine reale Liebesbeziehung hat wenig zu tun mit dem Kitsch, den wir tagtäglich in romantischen Komödien, Musikvideos, Werbeanzeigen oder #couplegoals zu sehen bekommen. Je früher wir das schnallen, desto eher sind wir bereit für etwas Echtes, Großes, Wunderbares.

Mehr Dating-Tipps von Bestsellerautorin Henriette Hell findet ihr in ihrem neuen Buch „Ihr könnt mich mal … So nehmen wie ich bin. Mein ziemlich geiles Leben ohne Kind und Karriere“ (Gräfe und Unzer). Sie freut sich auch auf Feedback von euch auf Instagram unter @henriette_hell.

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