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O du Einsame?! Der Weihnachts-Survival-Guide für Singles

Geschrieben von Henriette Hell

Driving Home For Christmas bedeutet für Singles auch immer – sich mit Fragen ihrer Familie herumschlagen zu müssen, wann sie denn endlich in einer Beziehung sein werden. Dabei gibt es nichts Entspannteres, als es sich zwischen den Jahren in seinem alten Kinderzimmer gemütlich zu machen, sich von den Eltern verwöhnen zu lassen und auf dem Weihnachtsmarkt hemmungslos mit alten Verehrer*innen aus der Schulzeit zu flirten. Ein Survival-Guide

Genieße deine Me-Time und lass dich nicht unter Druck setzen

Du hast jetzt schon keinen Bock auf Weihnachten, wenn du dir ausmalst, wie dich deine Verwandtschaft unterm Tannenbaum garantiert wieder ins Kreuzverhör nehmen wird – weil du immer noch nicht in einer seriösen Beziehung bist, Nachwuchs gezeugt oder ein Reihenhaus bezogen hast? Dann hole ich dich jetzt mal raus aus deinem Selbstmitleid. Selbst wenn Last Christmas derzeit dein eigenes trauriges Liebesleben beschreiben sollte, ist das noch lange kein Grund, jetzt in Selbstmitleid zu versinken. Denn glaub mir, längst nicht alle Pärchen sitzen am 24. so idyllisch beisammen wie Nicole Kidman und Robbie Williams im Somethin’-stupid-Musikvideo. Was du jetzt auf gar KEINEN Fall tun solltest: Bei Badoo ALLES nach rechts swipen, was Augen und Nase hat. Stattdessen solltest du deine Me-Time an Weihnachten genießen und anschließend gestärkt und ohne Druck weiterflirten.

Urlaub vom Singleleben in der Großstadt

Jetzt quartierst du dich erstmal gemütlich bei Mama und Papa ein und lässt dich von vorne bis hinten bedienen. Immerhin bist du das einzige Kind, das noch an Weihnachten nach Hause kommt (was die beiden seit Jahren davon abhält, ihren großen Traum von Heiligabend in der Karibik zu verwirklichen). Während du dich bereits mit einer Dose Plätzchen vorm Kamin zusammengerollt hast, hetzen die Pärchen noch verzweifelt durch die City, um das passende Geschenk für Schwiegermutti und die lieben Kleinen zu besorgen. Du hingegen hast dich einfach mit zehn Euro am Familiengeschenk für Tante Erna beteiligt, und deine Eltern kriegen Gutscheine für „dreimal Geschirrspüler ausräumen“, das kam früher auch immer gut an. Und schließlich musst du sparen, denn – machen wir uns nichts vor – das Singleben in der Großstadt ist teuer. Sozialer Stress ist dir zwischen den Jahren ein Fremdwort. Schon nervig, wenn die eigenen Eltern in Kiel wohnen und der Clan der besseren Hälfte in München zur Bescherung bittet. Egal, wie man es macht, am Ende ist immer jemand beleidigt. Dieser Wahnsinn hat schon bei vielen in einem regelrechten Familien-Burnout zu Silvester geendet.

Stille Nacht, einsame Nacht? Von wegen!

Tja, und du? Verbringst Weihnachten wie ein Teenager: Morgens schläfst du in deiner altenSpongebob-Bettwäsche bis in die Puppen, danach labst du dich am reichlich gedeckten Frühstückstisch mit Superfood von Mutti: Rührei mit Speck und Blaubeer-Pfannkuchen. Deine Abende verbringst du wahlweise mit Eierlikör vor dem Fernseher (Das Traumschiff) oder gehst zum Jahrgangstreffen, wo du hemmungslos mit alten Verehrer*innen aus Abi-Zeiten flirtest. Mehr als Knutschen ist natürlich (genau wie früher) nicht drin, denn schließlich pennt ihr ja beide gerade in euren alten Jugendzimmern und die grenzen blöderweise direkt an das elterliche Schlafgemach. Außerdem bestehen deinen Eltern seit jeher darauf, dass du klingelst, wenn du spät nachts nach Hause kommst, damit sie sehen können, ob du gut nach Hause gekommen bist. Auch möchtest du gewiss nicht, dass das ganze Haus von euren Sexgeräuschen aufwacht und plötzlich Papa mit dem Tennisschläger in deiner Zimmertür steht: „Ich habe eine fremde Männerstimme gehört! Alles in Ordnung, Liebes?!“ Und dann wäre da noch die Platzfrage. Gib es zu: Die Hälfte deines schmalen Einzelbettes wird noch immer von Diddl, Bert, Monchichi und 37 weiteren Kuscheltieren eingenommen, von denen du dich einfach nicht trennen kannst. Das könnte deinen Flirt möglicherweise nachhaltig verstören … Ersatzbefriedigung wartet zum Glück in der elterlichen Küche: Plätzchen, Lebkuchen, Feuerzangenbowle, Gänsebraten … Yummie!

Kommentar aus der Hölle: „Na, immer noch alleine?“

Augen zu und durch heißt es dann mal kurz, wenn du alte Freund*innen (aka. Megaspießer) triffst und das Pseudo-Mitleid leise rieselt, weil du als einzige ohne Kombi samt Ehepartner*in und Maxi Cosi auf dem Rücksitz angereist bist. Du, allein unter (vermeintlichen) Traumpaaren und Milchpumpen! Hirnlose Sprüche wie „Ach, du findest bestimmt auch bald die*den Richtige*n!“ schluckst du bitte einfach tapfer hinunter und erwähnst bei nächster Gelegenheit ganz nebenbei deinen spontan gebuchten Silvestertrip nach Lissabon.

Fragen nach deinem Job beantwortest du am besten wie folgt: „Ich denke, ich werde mir 2022 erstmal eine längere Auszeit nehmen. So frei und ungebunden wie ich bin, steht mir die Welt schließlich offen und ich habe immer schonmal davon geträumt nach Portugal zu gehen! Surfen lernen, Yoga machen, viel lesen, ab und zu ein bisschen am Laptop arbeiten … Immerhin bin ich niemandem eine Rechenschaft schuldig, kann tun und lassen was ich will.“ Auf die Frage, ob du dich nicht einsam fühlst, so ganz allein in der anonymen Großstadt, antwortest du: „Einsam? Schön wär’s! Im Moment besteht mein Leben gefühlt nur noch aus Party, Party, Party. Das Leben ist echt anstrengend, wenn man tausend Möglichkeiten hat und einem alle Türen offen stehen.“

Übrigens: Zu keiner anderen Zeit trennen sich so viele Paare wie zwischen Weihnachten und Silvester! Kein Wunder bei all dem Stress, Gepose und Erwartungsdruck. Die Folge: Haufenweise neue Singles überschwemmen den Markt.

Frei, ungebunden und sexy

Abends kommst du beschwipst vom Weihnachtsmarkt nach Hause und hast am nächsten Tag richtig Ärger mit Mama, weil du mit schmutzigen Schuhen durch die Küche getorkelt bist und dabei versehentlich ein Porzellanengelchen zu Bruch ging. Wie damals mit 16! Die perfekte Verjüngungskur für dein Gemüt. Das kann man ruhig zelebrieren, solange es noch geht. Denn wer weiß? Vielleicht bist du nächste Weihnachten schon selbst … Mutter! Und der stressige Joballtag steht im Januar auch wieder vor der Tür.

Fies wird’s für Singles erst wieder am Silvesterabend, wenn alle deine Freund*innen Pärchenabende mit Raclette machen. Denn die Geräte dafür sind leider immer für vier, sechs beziehungsweise acht Leute gebaut. Für Singles heißt das dann: „Ich habe heute leider kein Pfännchen für dich!“ Dafür kannst du es dir mit TK-Pizza und einer Flasche Wein auf dem Sofa bequem machen, synchron bei Dinner for One mittrinken und dich final dann doch noch zu Last Christmas in den Schlaf heulen. Schkolll!

 



Mehr Dating-Tipps von Bestsellerautorin Henriette Hell findet ihr in ihrem neuen Buch „Ihr könnt mich mal … So nehmen wie ich bin. Mein ziemlich geiles Leben ohne Kind und Karriere“ (Gräfe und Unzer). Sie freut sich auch auf Feedback von euch auf Instagram unter @henriette_hell.

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