Die Wahrheit über… Dating als alleinerziehende Mutter

Von Daisy Chandler

Ich war 15 Jahre alt, als ich schwanger wurde, und 16 als mein Sohn Max geboren wurde. Max’ Vater und ich hatten uns in einem Park kennengelernt, als wir noch in der Schule waren. Ich weiß noch, wie ich dachte, er würde wie Prinz Harry aussehen. In diesem Park hatten wir dann auch unser erstes offizielles Date. Bei einer Hausparty fragte er mich später, ob ich seine Freundin sein wolle. Natürlich führte eines zum anderen – inzwischen ist Max neun Jahre alt.

Wir waren erst wenige Monate zusammen, als ich herausfand, dass ich schwanger war. Wir sind zusammengeblieben, bis Max etwa ein Jahr alt war, und hatten danach noch ein Jahr lang eine On-Off-Beziehung. Dann war endgültig Schluss, und ich war fünf oder sechs Jahre lang überwiegend Single. Als Max sieben Jahre alt war, hatte ich meine erste ernsthafte Erwachsenenbeziehung; über ein Jahr waren wir zusammen. Aber keiner der Männer, die ich damals gedatet habe, hat Max je zu Gesicht bekommen. Ich führte eine Art Doppelleben: ein Dating-Leben und eines, in dem ich die Mutter von Max war.


Als alleinerziehende Mutter unterwegs in Dating-Apps

Als zwischen mir und Max’ Vater Schluss war, war ich 17 Jahre alt, also eigentlich selbst noch ein Kind. Mit 18 habe ich dann Dating-Apps entdeckt. Ich weiß noch, wie ich versucht habe, eine Bio für mein Profil zu schreiben, aber überhaupt nicht wusste, was ich über mich erzählen sollte. 18 Jahre alt, blond, 1,60 groß… Und wie ich dann dachte: „Ich habe ein Kind. Es gibt ihn. Er existiert. Er gehört zu meinem Leben, aber wie sage ich anderen, dass ich Mutter bin?“

Ich habe mich dann bewusst dazu entschieden, ihn auf meinem Profil zu verschweigen, weil ich dachte, dass es andere davon abhalten würde, mich kennenlernen zu wollen. Genau diese Erfahrung hatte ich beim Flirten mit Männern nämlich früher schon gemacht. Sobald das Thema Kind aufkam, veränderte sich der Gesichtsausdruck der Männer und sie sahen plötzlich etwas völlig anderes. Sie sahen Fesseln, ein Reihenhaus mit Vorgarten, ein Leben, für das sie definitiv nicht bereit waren. Ich kann das alles nachvollziehen, aber nicht ein einziges Mal wurde ich gefragt, wie es mir damit ging. Bei jedem neuen Match war ich super nervös, weil ich irgendwie ins Gespräch einfließen lassen musste, dass ich ein Kind hatte. Manche Männer entfernten das Match sofort wieder, andere blockierten mich, sobald ich Max auch nur erwähnte, und das nachdem wir wochenlang gechattet hatten.

Auch wenn es nur Selbstschutz war, dass ich meinen Sohn auf meinem Dating-Profil nicht erwähnt habe, habe ich mich super schlecht gefühlt. Und da war auch die Frage, warum ich das Gefühl hatte, diesen Teil meines Lebens verstecken zu müssen. Ein Teil, auf den ich eigentlich ziemlich stolz war (und bin). Ich hatte das Gefühl, viele würden denken, ich sei in Dating-Apps unterwegs, um einen Vater für mein nächstes Baby zu finden oder jemanden, der für mich aufkommt. Aber das stimmte überhaupt nicht. Und mir stellte sich dabei nicht einmal die Frage, ob ich überhaupt mit jemandem zusammen sein wollte, der nichts mit mir zu tun haben wollte, nur weil ich ein Kind hatte.


Wie erzählt man jemandem von seinen Kindern?

Irgendwann hatte ich die Schnauze voll. Immer das Gleiche. Ich realisierte, dass es besser sein würde, meinen Sohn auf meinem Profil nicht zu verheimlich, und dass diese Vorselektion eigentlich was Gutes war, um meine Zeit nicht mit Männern zu verschwenden, die mich später ghosten würden. Ich habe mir gesagt: „Ich bin, wie ich bin. Gib mir eine Chance, und wenn du nicht dazu bereit bist, möchte ich dich gar nicht erst kennenlernen.“ Denn ich war bereit, nicht mehr auf die Bestätigung von Leuten zu warten, die ich nicht einmal kannte.

Bei meinem letzten Freund war alles anders. Plötzlich war die Sache mit dem Daten als Mutter kein Problem mehr, weil es für ihn einfach keine große Sache war. Nachdem ich direkt beim ersten Date ehrlich gewesen war, fragte er mich, welche Tage mir mit Max passen würden, und schlug vor, unser nächstes Date im Park abzuhalten, damit Max mit seinen Freunden spielen konnte. Was ich aus dieser Beziehung mitgenommen habe? Dass Leute Authentizität zu schätzen wissen. Natürlich gab es auch Probleme, die hat wohl jedes Paar, aber er hat mir gezeigt, dass es etwas Positives ist, Mutter zu sein.

Schluss mit der Checkliste

Meine Einstellung zum Dating als Mutter hat sich über die Jahre verändert, vor allem wohl, weil auch ich selbst mich verändert habe. Ich hatte früher eine lange Liste an Kriterien, die ein Partner erfüllen musste. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, sehe ich, dass ich mir das Leben damit selber schwer gemacht habe. Die Checkliste ist inzwischen verbrannt.

Letztens habe ich mir auf meinem Handy ein Zitat notiert, weil es so gut passte: „Wenn alle erst perfekt sein müssten, um sich zu verlieben, würde die Menschheit aussterben.“ Andere sagen immer: „Ich suche jemanden, der weiß, was er will“, „Ich suche jemanden, der mit sich selbst im Reinen ist“ oder „Ich suche jemanden, der sein Leben unter Kontrolle hat“, aber wir alle verändern uns doch konstant. Inzwischen weiß ich, dass es nicht so sehr darum geht, dass die andere Person keine Probleme hat, sondern dass er oder sie weiß, wie er mit diesen Problemen und Herausforderungen umgeht.

Einfach ausgedrückt: Ich wünsche mir jemanden, der gut zu mir ist und der mich zum Lachen bringt. Jemanden, den ich als guten Menschen beschreiben kann. Vielleicht klingt das etwas egoistisch, aber ich möchte jemanden an meiner Seite, der einfach nur für mich da ist. Als Mutter bzw. Elternteil teile ich so viel von mir, dass ich kaum etwas nur für mich selbst habe. Ich wünsche mir jemanden, der mich so sieht, wie mich sonst niemand sieht.

Ich denke auch daran, wie viel ich auf mich nehmen kann beziehungsweise will, und das wünsche ich mir auch von meinem Partner. Ich möchte, dass er ehrlich sagt, was er schaffen und was er geben kann. Vermutlich wäre es für mich einfacher, jemanden zu daten, der ebenfalls ein Kind hat, weil er verstehen würde, dass ich nicht einfach alles stehen und liegen lassen kann, um spontan in den Urlaub zu fahren, und der mich unterstützt, wenn es Schwierigkeiten mit Max’ Vater gibt. Jemanden, der mir keine unrealistischen Ratschläge gibt, sondern mich einfach versteht. Ich kann noch so sehr versuchen, meiner Familie und meinem Freundeskreis zu erklären, wie es ist, ein Kind zu haben, aber so richtig verstehen sie es nicht. Zu wissen, dass mein Partner auch die Verantwortung für ein anderes Wesen hat, würde der Beziehung vermutlich helfen.

Dating-Tipps für alleinerziehende Eltern

Ich möchte anderen alleinerziehenden Müttern und Vätern mit auf den Weg geben, dass Dating zwar kein Kinderspiel mehr ist, aber auch nicht unmöglich. Verliert nicht den Glauben an andere und seid auch bereit, verletzlich zu sein. Seid ehrlich zu euch selbst, wenn es darum geht zu sagen, was ihr wollt. Traut euch, auch Nein zu sagen und bei bestimmten Dingen keine Abstriche zu machen. Sorgt dafür, dass ihr und euer Kind eine sichere Zukunft habt, dann kommt der richtige Partner oder die Partnerin von ganz alleine.

Vor einigen Jahren hatte ich ein Date mit einem Typen, der auch ein Kind hatte. Wir waren beide ungefähr 19 Jahre und unsere Kinder waren zwei Jahre alt. Ihm fiel auf, dass ich ein gutes Verhältnis zu Max’ Vater hatte und er fragte, ob ich Tipps hätte, wie er sein Verhältnis zu seiner Ex-Partnerin verbessern könne. Das war das erste Mal, dass ich jemandem Rat zum Elternsein geben konnte. Eine tolle Erfahrung! Ich konnte erzählen, wie es mir als junge Mutter ging, und er hat mir wirklich zugehört. Dieses Gespräch hat mir unglaublich gutgetan. Mein Rat an junge alleinerziehende Mütter und Väter ist deshalb, auf Dates mit anderen Alleinerziehenden zu gehen, um einfach auch mal jemanden zu haben, mit dem man all die Sorgen teilen und Tipps austauschen kann.

Und Tipps für alle, die Alleinerziehende daten

Wenn ihr ein Date mit einem alleinerziehenden Elternteil in letzter Minute absagt, könnt ihr davon ausgehen, dass er oder sie am Boden zerstört ist. Denn einen Babysitter zu finden, ist meistens keine leichte Sache... Bitte vergesst nie, dass schon ein Treffen auf einen Drink für uns eine logistische Meisterleistung ist. Während ihr nur die Schlüssel in die Hand nehmen und die Tür hinter euch zumachen müsst, sind wir seit mindestens einer Woche mit der Planung beschäftigt! Inzwischen habe ich mir geschworen, dass es kein zweites Treffen mehr mit jemanden geben wird, der mir aus einem unwichtigen Grund absagt. Wenn die Person es nicht für nötig hält, sich auch nur ansatzweise in meine Situation hineinzuversetzen, sind spätere Enttäuschungen vorprogrammiert.

Wenn ihr also auf ein Date mit einer alleinerziehenden Mutter oder einem alleinerziehenden Vater geht, habt Geduld! Ich weiß, dass es frustrierend sein kann, jemanden mit einer solchen Verantwortung zu daten, aber die andere Person ist garantiert noch frustrierter über die Hürden in ihrem Leben. Alleinerziehende haben wirklich schon genug zu bewältigen.

Geduld, Verständnis, Rücksichtnahme und Ehrlichkeit bei den Absichten, mehr wollen Alleinerziehende gar nicht. Und wenn mir einmal ehrlich sind, unterscheidet sich das jetzt auch nicht sonderlich von dem, was jeder durchschnittliche Mensch braucht.