Ghosting? War gestern. Das sind die 7 nervigsten neuen Dating-Phänomene

Geschrieben von Henriette Hell

Schonmal was von Apokalypsing oder Future-Faking gehört? Jap, mittlerweile gibt es für so ziemlich jedes Fehlverhalten beim Dating einen lässigen Anglizismus. Damit eure Alarmglocken rechtzeitig läuten, lohnt sich ein Blick auf die 7 nervigen neuen Phänomene:

Apocalypsing

Der Virus hat unser Dating-Verhalten nachhaltig verändert. Dating-Apps wurden immer wichtiger und waren über Monate hinweg die einzige Möglichkeit, um neue interessante Leute kennenzulernen. Hierbei entwickelten einige Paare eine ganz besondere Dynamik – im Schatten der möglicherweise drohenden Apokalypse: Einsam sterben kommt selbstredend nicht in Frage. Also verknallt man sich im Schnelltempo in das nächstbeste, ähm, Wesen. Bereits nach dem ersten Video-Date ist man sich einig: Das ist Liebe! Eilig zieht man zusammen, stellt einander den Eltern vor, plant bereits Hochzeit (auf Sylt!), Nachwuchs (Paulchen und Fritzi!), den ersten gemeinsamen Sommerurlaub (Quarantäne in Quebec!) … Bloß um nach ungefähr zwei Monaten entsetzt festzustellen, dass man den*die andere eigentlich überhaupt nicht abkann (»Es macht mich krank, wie du kaust!«). So schnell, wie alles anfing, ist es dann auch wieder vorbei! Vorteil: Der Liebeskummer hält sich in Grenzen, immerhin hat man den*die andere eh nie richtig gekannt (»Wie hieß noch mal der Typ, mit dem ich während des zweiten Light-Lockdowns geschmust habe? Ach, egal …«). Umso schöner, dass wir jetzt wieder alle Zeit der Welt beim Kennenlernen haben.

Future-Faking

»Ich will mit dir nach Portugal auswandern, ein Haus für uns am Meer bauen, mindestens fünf Kinder mit dir zeugen und einen Surfschule eröffnen.« Klar, Luftschlösser bauen geht einfach, vor allem am Telefon, per WhatsApp oder Video-Chat. Problematisch wird’s, wenn die gesamte „Beziehung“ auf leeren Versprechungen beruht, reale Treffen weitestgehend vermieden werden und die komplette Geschichte irgendwann im Nichts verpufft – entweder, weil es von Angesicht zu Angesicht dann doch nicht richtig funkt oder weil sich die*der andere plötzlich in Luft auflöst (weil das Ganze für sie*ihn eben doch bloß eine kleine Ablenkung war). Tipp: Lieber erstmal den Realitätscheck machen! Wenn ihr nach einem ersten gemeinsamen Kurzurlaub immer noch gemeinsam auswandern wollt - go for it!

Trink-Trauma

Du bist nervös vor einem Date und machst dir selbst Druck: Ich muss witzig und locker und zauberhaft sein – damit er*sie sich in mich verknallt! Deine Maßnahme: Du knallst dir schon zu Hause eine halbe Flasche Prosecco rein. Das führt dazu, dass du beim Treffen als eine aufgekratzte, leicht lallige Version deiner selbst aufschlägst, viel zu viel von dir preisgibst und zu schnell aufs Ganze gehst. Und gar nicht merkst, dass der*die andere nur so halb attraktiv ist (weil du unbedingt willst, dass es der*die jetzt endlich mal ist), um abschließend beim Versuch, einen Stepptanz auf dem Bürgersteig hinzulegen, auf die Nase fliegst. Egal! Das ist doch fast allen schonmal passiert: Ein Schlückchen zu viel und plötzlich redet man nur noch dummes Zeug. Deshalb bin ich persönlich auch immer ein Riesenfan des guten alten Kaffee-/Spaziergang-Dates. Wenn DAS gut läuft, gibt’s keinen Grund mehr, beim nächsten Bar-Date allzu nervös zu sein.

Babbling

Du bekommst morgens, mittags und zum Einschlafen liebevolle Kurznachrichten, die einem so normalerweise nur ein*e feste*r Partner*in (oder Mama) schicken würde. »Hast du gut geschlafen, Sonnenschein?«, »Wie läuft dein Tag, Hübsche*r?« oder »Träume süß, mon amour«, garniert mit reichlich Herzchen- und Kussmund-Emojis. Das Verrückte: Du und der oder die Absender*in kennen sich gar nicht persönlich! Getroffen habt ihr euch in einem halbherzigen Chat, wirklich privat wurde es nie. Sinn und Zweck: Langeweile oder Einsamkeit killen. In gegenseitigem Einvernehmen. Relevante persönliche Infos fordert ihr deshalb bei der anderen Person gar nicht erst ein, weil ihr genau wisst, dass es ohnehin nie zu einem Treffen kommen wird. Und das ist auch völlig okay.

Benching

Jemand findet dich offenbar ganz nett, aber auch nicht richtig toll. Trotzdem hält sie*er dich mit regelmäßigen Nachrichten bei Laune, weshalb du sie*ihn nie richtig vergessen und damit abhaken kannst, weil du sie*ihn ehrlich gesagt ziemlich gut findest. Auch wenn du genau weißt, dass sie*er das eigentlich gar nicht verdient … Aber so ist das eben manchmal in der Liebe. Euer Kontakt schläft zwar immer mal wieder ein, doch jedes Mal, wenn du gar nicht mehr damit gerechnet hast, meldet sie*er sich plötzlich wieder mit einer kurzen, netten SMS (ohne darin jemals konkret zu werden) und – schwups! – bist du erneut maximal verwirrt. Ehrlicher Tipp gefällig? Nummer blockieren, Kontakt löschen. Diese Person ist reine Zeitverschwendung. Konzentriere dich lieber auf Leute, die ernsthaft an dir interessiert sind und gib ihnen eine Chance.

Love-Bombing

Dein Gegenüber überschüttet dich von Anfang an mit Aufmerksamkeit, Komplimenten, Zärtlichkeiten, will am liebsten zehnmal am Tag mit dir facetimen, dich jeden Abend sehen, am liebsten sofort bei dir einziehen. Warnung: Wenn dich jemand gleich zu Beginn so übertrieben mit Liebe bombardiert, ist etwas faul. Sie oder er zieht nur eine Show ab und hat wahrscheinlich noch fünf andere Flirts am Start. Oft handelt es sich um Narzissten, die ihr Ego mit möglichst vielen Eroberungen aufpolieren wollen. Durchaus möglich, dass sie oder er noch etwas zu verarbeiten hat. Ganz vielleicht hat sie oder er in dir aber auch wirklich seine ganz große Liebe gefunden. Das wirst du daran merken, ob sie*er dir nach sechs Wochen, Monaten, Jahren immer noch die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden lässt – oder eben nicht.

Zeig mir deinen Chat und ich sag dir, ob’s was wird!

Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Red Flags, die dir bereits bei der ersten Kontaktaufnahme im Chat suggerieren, dass du lieber vorsichtig sein solltest:

Sexy-Pic-Alarm

Dein Love Interest meldet sich zwar zuverlässig bei dir, aber immer bloß mit leicht lalligem Unterton spätnachts, dann fordert sie oder er entweder Nacktfotos oder verschickt selbst ungefragt Selfies von Körperteilen, die sie oder er im Freibad auf jeden Fall bedeckt hätte. Merke: Sexting, der schriftliche Dirty Talk, zählt erst als »Liebesbeweis«, wenn ihr fest zusammen seid – und vor allem: BEIDE Seiten Lust darauf haben.

Ungleichgewicht

Dein Love Interest antwortet zwar auf deine Nachrichten, aber von selbst meldet sie*er sich so gut wie nie. Treffen stimmt sie*er zwar zu, schlägt aber selbst nie etwas Konkretes vor. Erklärung: Dein Gegenüber denkt sich: Wenn sie*er es schon anbietet? Nehme ich das halt mit. Aber: Euphorie geht anders.

Screenshot-Analyse

Du wirst aus ihren/seinen Nachrichten einfach nicht schlau und leitest sie ständig an Freundinnen zwecks Analyse weiter? Uff. Schlechtes Zeichen.

Stock im Arsch

Emojis oder GIFs? Für sie*ihn ein No-Go. Stattdessen schickt sie*er dir ellenlange, garantiert tippfehlerfreie Romane, in denen jedes Komma stimmt. Wenn du dich dabei ertappst, wie du deinen persönlichen Schreibstil verstellst, um zu gefallen, läuft etwas falsch.

Arbeitszeiten

Wer im Büro arbeitet, kann öfter aufs Handy schauen als jemand, der einen Kran steuern muss oder am offenen Herzen operiert. Diese Berufsgruppen lesen ihre Nachrichten vermutlich erst nach Feierabend. Zeit für eine kurze Antwort hat aber jede*r – vorausgesetzt, du liegst ihr*ihm am Herzen.

Mehr Dating-Tipps von Bestsellerautorin Henriette Hell findet ihr in ihrem neuen Buch „Ihr könnt mich mal … So nehmen wie ich bin. Mein ziemlich geiles Leben ohne Kind und Karriere“ (Gräfe und Unzer). Sie freut sich auch auf Feedback von euch auf Instagram unter @henriette_hell.